Eine in der Nähe des Mauerparks aufgestellte Werbetafel, auf der ein Bauvorhaben für weitere Townhouses an der Bernauer Straße angepriesen wird, diente hier als Grundgerüst einer einfach gezimmerte Nische mit Schlafplatz und Zeltdach.

Katharina Lüdicke


Katharina Lüdicke
NATULIS
Sperrholz, Spiegel, Zelt, Isomatte
310 x 390 x 190 cm

Der Kontrast zwischen luxuriösem Wohnraum versprechender Fassade und dem sich dahinter verbergenden Schutzraum könnte nicht größer sein. Über das hier vollzogene Detournement rückt die Arbeit vergleichbar mit der „Utopischen Behausung“ eine städtebauliche Entwicklung innerhalb Berlins in den Fokus, die geradezu als Paradigma der hierzulande immer weiter auseinander klaffenden sozialen Diskrepanz gelten kann. Das Oszillieren zwischen dystopischer oder utopischer Fiktion und der gleichzeitigen Verortung in einem realen Hier und Jetzt hält Katharina Lüdickes Arbeiten in einer unauflösbaren Spannung. Ihre Projekte zielen zwar nicht primär aufkonkrete bauliche Lösungen bestehender Probleme ab, vielmehr bleiben es vorrangig Tests. Doch ist deren Relevanz wiederum abhängig vom jeweiligen Zeitgeschehen.

Fiona McGovern
(Aus: Provisorische Bauten zwischen Utopie und Dystopie, Mart-Stam-Förderpreiskatalog „Freies Feld“, 2011)

Kathrina Lüdicke
NATULIS Innenansicht