Von einer „splendid“ Isolierung träumte im 19. Jahrhundert – und träumt immer wieder – das Vereinigte Königreich. Danach strebt aber auch ein Aussteiger des 21. Jahrhunderts. Das „sich von der Öffentlichkeit Verabschieden“ erfolgt dann durch Abschirmung oder Distanz, es muss jedoch zumindest als Abwesenheit wahrnehmbar sein. Denn auch solche Lücken und Risse können zu Schlüssellöchern werden. […] Auswege und Fluchten können zu architektonischen Übersetzungen dieses Bedürfnisses werden, wie eine Gelegenheit dem Blick und Urteil der Öffentlichkeit zu entkommen und verborgen hinter der Schale einer Kulisse zu existieren.
Die griechische Bühne präsentiert sich als Ort der öffentlichen Selbstreflexion in seiner Eigenschaft eine akustische und optische Sphäre zu schaffen. Diese Form von Theater aktiviert – so Peter Sloterdijk – „nicht einen intimen Vorgang […] wo man auf einem inneren Schauplatz durch Selbstbeobachtung denkt, dass man denkt, dass man denkt…, so eine Art innere Spirale oder innere Spiegelung, […] sondern es ist öffentlich. Die Reflexion ist ganz nach außen verlegt. Man sieht Menschen beim Sehen, man weiß auch dass man gesehen wird […]. Das Ganze spielt sich in einem Klima eines gemeinsamen Risikos ab.“ Die Ablehnung eines solchen Risikos zeichnet sich als Krise des Glaubens an die Öffentlichkeit ab, was sich auf verschiedenen Ebenen beobachten lässt, zwischen dem Verfolgungswahn von staatlicher Spionage und dem vollkommenen Ausstieg aus der Gesellschaft.
Mario Margani, 2015